Samichlaus und Schmutzli unterwegs

Als wir wie jedes Jahr zu den Kindern unterwegs waren, die hoffentlich schon auf unseren Besuch warteten waren wir recht nachdenklich. Die Kerze in der Laterne flackerte vor sich hin und zeigte uns den Weg, dazu bimmelte lustig das Glöcklein vom Schmutzli.

Ja, Schmutzli, meinte ich daraufhin, magst Du Dich noch an das letzte Jahr erinnern, wie die Augen der Kinder im Kerzenlicht geleuchtet haben. Wahrscheinlich wird es wieder schön in den Stuben sein. Das Licht der Kerzen ist so heimelig, aber man muss schon aufpassen. Manchmal habe ich das Gefühl, die Kerze hat einiges mit den Menschen gemeinsam. Sie verbreitet Wärme und Freude, Licht und Schatten, aber man muss ihr Sorge geben, damit nichts Dummes geschieht. So kann durch eine Unachtsamkeit ein grosses Feuer entstehen. Aber es kann genauso passieren, dass sie ganz plötzlich verlöscht. Wenn sie ihr Licht verbreitet, wird sie immer kleiner und schenkt sich der Flamme, wie die Menschen dem Leben. Es ist schon sehr schön, wenn man das Leben so nehmen und leben kann, wie es gegeben wird und die schönen Momente geniessen. Die schönen Momente geben nämlich wie die Kerze das Licht, um die dunklen Momente vertragen zu können.

Ja Samichlaus, antwortet der Schmutzli, es wäre schon gut, wenn manche Menschen das früher sehen könnten. Dann gäbe es nämlich viel mehr Freude und weniger Streit auf dieser Welt.

So ins Gespräch vertieft gingen wir weiter und waren ganz erstaunt, als wir schon im Ort waren. Und jetzt, was treffen wir an? Hoffentlich viele Menschen, Grosse und Kleine, die in ihren Stuben auch beim Schein der Kerzen zusammen sitzen und mit uns zusammen einen Moment der Freude und des Nachdenkens geniessen, der ihnen für die Adventszeit und vielleicht darüber hinaus eine schöne Erinnerung bietet.

Heidi Lax, 1994