Hungersnot in Myra

Es hatte schon sehr lange nicht mehr geregnet. Ein heisser Wüstenwind wehte viele Tage hindurch über das Land. Die Früchte auf den Feldern verdorrten. Bald hatten die Menschen nichts mehr zu essen. In der Stadt brach eine Hungersnot aus. Viele waren verzweifelt. Die Kinder weinten und schrien. Sie konnten in der Nacht vor Hunger nicht mehr schlafen. Nikolaus tröstete alle und sagte: „Habt ein wenig Geduld! Ihr werdet nicht verhungern. Gott hilft Euch sicher. Betet zu ihm.“

Er selbst betete Tag und Nacht und Gott erhörte ihn. So geschah es: Auf dem Meer brach ein gewaltiger Sturm los. Dieser trieb drei Schiffe, die aus dem fernen Ägypten kamen, in den Hafen der Stadt. Sie waren voll mit Weizen beladen. Die Bewohner der Stadt baten die Matrosen: „Gebt uns Weizen, dass wir nicht verhungern! Hört, wie unsere Kinder schreien!“ Schroff entgegneten die Seeleute: „Nein, wir dürfen nicht! Wenn uns Weizen fehlt, lässt uns der Kaiser ins Gefängnis werfen und wir müssen sterben!“ Die Menschen flehten immer eindringlicher. Es entstand ein fürchterlicher Lärm. „Nikolaus, Nikolaus, hilf Du uns!“ riefen sie in ihrer Verzweiflung. Nikolaus hob seine Hand und das wilde Geschrei verstummte. Er ging zu den Schiffen und redete mit dem Kapitän.

„Helft uns, sonst müssen wir verhungern! Gott wird es euch lohnen. Es wird euch kein Körnlein fehlen.“

Die Seeleute liessen sich schliesslich erweichen und gaben ihm den erbetenen Weizen. Nikolaus konnte damit den Hungernden ausreichend helfen. Sie wurden alle satt. Es blieb sogar Samen für die nächste Aussaat übrig. Die drei Schiffe segelten wieder hinaus aufs Meer. Nach langer Fahrt erreichten sie ihr Ziel. Als die Männer die Fracht ausluden, staunten sie, denn es fehlte ihnen kein bisschen Weizen, obwohl sie soviel davon verschenkt hatten.